Max Dauthendey - Weltspuk

Jahre und Jahrtausend brachen sich die Rippen, Und die Zunft und Sippen sprachen weise Worte, Mancher biß die Zähne in die blutigen Lippen. Jeden Morgen schüttelt eine volle Sonne ihre Mähne, Jeden Abend aber sinkt die tolle hin, wie aller Ohnmacht Träne, Und der rote Erdspalt trinkt das Tote. Brünstig ballt sich unterm Mondschein der Holunder, Sein und mein Blut einen Zauberer speist. — Sage mir, Gewalt, wie du auch heißest, täglich Wunder, Ob nicht Geist der Zauberei jeden Ackerweg umkreist. Daheim Der großen Meere Meilenmasse Rief mich zu Wundern und Genuß. — Jetzt kehrt ich heim, sitz im Gelasse Und horch vom Fenster hin zum Fluß. Sah Erdenvolk und Götterberge, Folgte der Sehnsucht Geisterfuß. — Der Heimathügel schlichte Zwerge Belächeln mich heut überm Fluß. Des nächtens locken da noch Straßen, Drauf ziehen Mond und Sirius. — Rann jetzt die Welten wandern lassen Und schau vom Fenster zu am Fluß. Weiß jetzt, am Erdsaum wachsen Wüsten. Stumm wird, wer fremden wünschen muß. — Heimat, von deinen heiligen Brüsten Eil nur mein Lied fort übern Fluß. Wenn wir lieben Wenn wir lieben, sind wir zeitlos, Liegen bei den tiefsten Feuern, Sehen dann von Ferne bloß, Daß die Lebensstunden sich erneuern. Werden wie die Gottheit groß, Fühlend in die Höhen, Tiefen, Breiten, Wissend alles, was vorüberfloß An den Quellen der Unendlichkeiten. Wissend, liebend jed' Geschehen, Mitgenießend alles, was die Welt genoß, Sehend, ohne mit dem Aug' zu sehen, Untergehend und bestehend Schoß im Schoß. Die Liebe Ach, gibt es ein göttlicher Weh als die Liebe, Gibt es ein köstlicher Glück als ihr Leid,

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