Max Dauthendey - Singsangbuch - Liebesgedichte

Sich weit in die Ferne verliert, Wie die Rohre auf hohen Sternwarten jede Wand ins Unendliche stiert. Komm Schatz, bring die Wände zum Zimmer, Dann war's am Kamin wieder warm, Die Lampe bekam blonden Schimmer, Statt Luft hielt ich Liebe im Arm. Und süß war der Wein in den Flaschen, Und flink war mein Herz wie ein Fisch, Erfand' viele Küsse zu naschen, Und die Sehnsucht lag tot unterm Tisch. Bleibt die Geliebteste zu lang aus So viele Haare, So viele Gedanken Sich sonst um meinen Schädel ranken. Doch heut nach meiner Gedankenzahl Bin ich am Schädel ratzekahl. Die Sehnsucht hat mir ohn' Gewissen Das letzte Härlein ausgerissen. Und wie des Müllers Esel dumm Trag ich als Sack mein Hirn herum. Alles, was ich im Leben verstund, Hält vor der Sehnsucht erschreckt den Mund. Die Worte fallen wie Balken schwer, Gedruckte Bücher sind plötzlich leer,

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