Max Dauthendey - DrMayer - Raubmenschen - Rennewart

182 heißt also ihr kulturelles Umfeld, immer mit sich trägt. 505 Mit Waldenfels wäre zu attestieren, dass sich die „Schnecke“ der geforderten Antwort auf ein Fremdes verweigert. 506 Wird das Schiff als Schneckenhaus bezeichnet, so impliziert das die Rückzugsmöglichkeit und das Sich-nicht-Einlassen- Müssen auf das Fremde. Aber nach Waldenfels stellt dieses Entziehen auch schon eine Antwort dar. Im Verlauf der Handlung lässt sich die Metapher des „Schneckenhauses“ auf die Frau und ihren Mann sowie auf Rennewart selbst beziehen. Bei dem Pärchen, das auswandern möchte und somit eigentlich auf die Interaktion mit der mexikanischen Kultur angewiesen wäre, erscheint das „Schnecken- haus“ von Anfang an als Lebenskonzept: „Ich freue mich so unendlich, wenn mein Mann und ich erst in einem stillen Land auf einer Berganhöhe bei unserer Sternwarte wohnen werden und ich das ganze Maschinendasein Europas und Amerikas über dem paradiesischen Dasein vergessen darf. Ich werde meine Violine spielen; und wenn meinMann ruhig arbeiten kann, wird uns in Mexiko nichts mehr fehlen. Und wir werden 505 Ein anderes und heute in Deutschland weit populäreres Bespiel für die Meta- pher des Schneckenhauses stellt die ZDF-Serie Das Traumschiff dar. Vgl. dazu Hans-Friedrich Foltin: Das Traumschiff, Exotismus im Fernsehen. In: Koeb- ner/Pickerodt (Hg): Die andere Welt, S. 370-380, S. 373ff. Das Exotische wird zur bloßen Kulisse der Handlungsträger degradiert, weil sich die Figuren nur mit ihren Problemen in Europa, aber nicht mit der Umgebung auseinanderset- zen. Das Fremde ist damit nur bildlich anwesend und findet sich weiterhin auf kurze, bestimmte Signale reduziert. Das exotische Milieu erscheint stets har- monisch und wird von europäischen stereotypen Vorstellungen der jeweiligen Kultur überlagert, wobei der fremden Kultur mit Herablassung begegnet wird. Eine „sentimental-euphorische Annäherung“, also Mitleid mit der bereisten Region, ist dabei meist vorherrschend, wobei die soziale Realität ganz ausge- blendet wird. Das Fernsehen tritt nach Foltin selbst als „Traumschiff “ auf. Auf Grundlage von Foltins Ausführungen wäre also zu attestieren, dass das Schiff als Schneckenhaus, das seine Passagiere vor einemEinlassen auf die fremden Kultu- ren bewahrt, sie aber überall hinbringt, fungiert. Trotz dieser problematischen eurozentristischen Ausrichtung läuft die Serie seit 1983 mit großem Erfolg. Für diese Problematik wäre eine medienwissenschaftliche Arbeit, die sich mit dem Exotismus auseinandersetzt, wünschenswert. 506 Vgl. Waldenfels: Topographie, S. 51f. Die Aporien der europäischen Wahrnehmung

RkJQdWJsaXNoZXIy MjA3NjY=