Max Dauthendey - DrMayer - Raubmenschen - Rennewart

212 Rennewart ebenfalls konstruierte vergangene Hochkultur Mexikos erweist sich dadurch auch nur als Projektion. Der Kolonialismus hat kaum Spuren von dieser Kultur übrig gelassen, sodass ihre Existenz auch nur vomEuropäer angenommen werden kann. Der Roman Raubmenschen führt ein textuelles Mexiko vor, das poetolo- gisch erneut kolonialisiert wird, indem ihm kein Eigenwert zukommt, weil es als Ort des Unbewussten für die europäische Gesellschaft fungiert. Damit steht der Roman in einer literarischen Tradition der Aneignung Mexikos, deren Anfang für die deutsche Literatur inWielands Geschichte Koxkox und Kikequetzl 592 gesehen werden kann. Obwohl Rennewart die Auswirkungen des Kolonialismus in Mexiko erkennt, verbleibt er durch diese Aneignung doch auf einem eurozentristischen Standpunkt, was auch durch die Konst- ruktion Europas als Wunschbild deutlich wird. Der Exotismus verhält sich durchgehend zirkulär, was ihn weder als Eskapismus noch als Verherrlichung des Fremden erscheinen lässt. Das Fremde erweist sich als Radikalisierung des Eigenen und höhlt den Exotismus dadurch aus. 592 Vgl. Für diesen Sachverhalt sei erneut auf die Studie von Andreas Anglet: Die Eroberung Mexikos, S. 39-47 verwiesen. Die Aporien der europäischen Wahrnehmung

RkJQdWJsaXNoZXIy MjA3NjY=