Max Dauthendey - Weltspuk

So weit die Augen sich dehnen Kannst du dich nach Ewigkeit sehnen, — Kommt der Spaziergang dir nicht doch Noch viel zu endlich vor? Einer läuft über den nächtlichen Fluß Mit trunkenem Fuß über die dunkelnde Flut; Auch dieser Weg dünkt ihm gut. Warum nicht auf dem Kopf in den Häusern wohnen, Die kopfüber im Wasser am Ufer thronen? Kopfunten stehen die Häuser im Wasser drunten. Ich höre Schritte unter den Pflastersteinen. Ich höre einen mit seinen Sohlen an meinen, Ich hör' ihn tiefen Atem holen im Sonnenschein drunten. Während meine Haare im Nachtwind stehen, Spüre ich Sonne von unten an meinen Zehen. Der Mond hat sich aufgemacht, Einäugig ist die Nacht. Kommt einer durch die Nacht gerannt, Niemand hat ihn mir je genannt; Hält mir eine ganze Vase Mit Blumenduft an die Nase. Hat je ein Herz geschlafen am Tag oder bei Nacht? Hat nicht stets ein Herz im Wachen zugebracht? Es gibt nur einen Schlaf, der ist sechs Fuß tief Unter der Erde, wo man hinfährt Ohne Geste und ohne Gebärde. Im mondhellen Schein Wachsen die Berge zum Fenster herein. Gehst du in Berge hinein, hörst du' schallen; Dort vergruben Nachtigallen ein Lied jede Nacht, Und Frösche quaken im Berg. Es ist gleich, Ob die Liebe quakt oder lacht. Der Mond, der grinsende Zwerg, tut, was er will. Die Finsternis macht er zum Bild, malt Mauern Und Dächer, Gedanken und Sehnsucht Und läßt nichts dauern, verschiebt alle Schatten, Die um Dinge kauern, und macht Wehe Narren, die Häuser anstarren, Über die dunkel die Bäume trauern. Keine Fliege ist wach, und Fliegen und Menschen, Die täglich wimmeln, Liegen irgendwo wie tot, Oder wohnen in Narrenhimmeln, In Himmeln, die von Müdigkeit rot. Wie ist das Grün weggekommen von jedem Blatt? Hat's jemand in seine Tasche genommen? Wer weiß noch, daß der Tag grüne Blätter hat? Da waren Schwalben und Sperlingsscharen Am Morgen und Abend mit Nahrungssorgen,

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