Max Dauthendey - Weltspuk

Und gehen wie Wärme durch meine Wände. Wie Tote liegen aufgebahrt im Tag die Tage Wenn mal der Spiegel, der dich täglich zeigt, Von früh bis abend in die Leere schweigt, Und alle Fenster ohne dich ans Licht hintreten, Und deine Schritte mir im Ohr verwehten, Und keine Tür den Händedruck von dir mehr spürt, Der sie behutsam in den Angeln rührt, — Werd' ich dich suchen dann mit Aug' und Ohr, Nichts sehen mehr, als nur des Hauses festerstarrtes Tor, Nichts hören mehr, als deiner Rede längst verschollenen Rest. Dann wird Dein Traumbild nachts dem nächsten Tag ein Fest, Dann leb' ich nur wie hohle Muscheln hohl im Raum, Wie ein verlassenes Vogelnest zerstört im kahlen Baum. Dann fällt der Zunge schwer das kleinste Wort. Sie fragt ins Dunkel, glaubend, du stehst dunkel dort, Und niemals kommt von dir ein Laut auf Ruf und Frage, — Wie Tote liegen aufgebahrt im Tag die Tage. Kommst wie stolze Mittagswärme Unten bei dem Zaun, wo die letzten Äpfel noch am Zwergbaum sitzen, Seh' ich deinen blonden Kopf zwischen Feld und Garten blitzen. Steigst den Berg herauf, leuchtest auf wie die Sonnenblume warm und sorglos, Als sei diese ganze Erde, groß und rund, dein Freudenschloß. Rufst aufs Gratewohl ins Blaue oben an der Bergwegtreppe, Hinter dir das Tal mit Klee und Hecken ist wie Deines Kleides Schleppe. Kommst wie stolze Mittagswärme aus dem Grünen hergestiegen, Und das Haus, mit allen Fenstern, und mein Herz, durch alle Mauern, Möchten Dir entgegenfliegen. Zwei lila Primeln Zwei lila Primeln stehn auf der Fensterbank Und blühen, als haben zwei Menschen verliebt denselben Gedank. Vor den Wolken draußen, die hochgeschwungen, Stehen die Blumenbündel dunkel gedrungen, Als wachsen zwei Schatten wild aus zwei Töpfen, Als platzt hier die Sehnsucht aus Blumen wie aus zwei Köpfen. Es stehen finster trutzig im Fensterrahmen Die Zwei, sie zu einem Gedanken kamen. Die Mondscheinrune Die Nacht öffnet ihr Tor, Du kannst in den Himmel gehen, Wo Wege voll silberner Leuchter stehen;

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