Max Dauthendey - Weltspuk
Und leben wie Jahreszeiten im Jahr. Oben am Berg Kein Baum glänzte im Abend mehr, alle Blätter löschten aus, Ein paar Stimmen im Feld gingen nebenher, sprachen vom Wetter und zogen nach Haus. Oben am Berg, auf einem offenen Acker frisch gepflügt, stand ein Leiterwagen und war schwarz an den gelblichen Himmel gefügt. Drinnen im Wagen, rot wie ein Rostklumpen, die Sonne als Fracht. Ein Bauer hat mit der Peitsche laut geschlagen, die Deichsel hat gekracht, Zwei Gäule haben angezogen und fuhren die Sonne in die Nacht. Tragödie des Sonnenuntergangs Wie wenn ein Klöppel am Metall tönend zerbricht, Ist in dem Abendlicht ein schmerzlich großer Schall. Als ob sich einer mit dem flinken Stahl ersticht, Hörst du beim stumpfen Sonnensinken von einem Leib den dumpfen Fall. Hochsommer, der am Wege sitzt, gleich wie ein fruchtbar Weib, Wird für Sekunden alt, wie zum Erschrecken, Und unecht, schmal und ohne Silben. Und kann die Blätter an den Hecken nicht aufrechthalten, Sie zittern, gilben fahl und strecken herbstlich sich in Falten. Giftgrün und ein zerrüttet Gelb sprühn aus dem Laub. Die Augen schaudern dir, sein Ohr wird wehrlos taub, Die Schritte zaudern vor dem nächsten Schritt, Dein eigner Schatten wuchs empor und füllt die Rasenmatten, Wie jemand, der vor dir schnell hinter Schloß und Riegel tritt, Und geht nicht mehr mit deinen Füßen mit Denn jener Klang, mit dem Die Sonne fällt, Löst alle Mauern zu Ruinen auf bei seinem Gang, Wirft Bäume, Menschen, Häuser, Tiere über Hauf Und wuchert wirr im Plumpen, wie Efeu und wie Ginster mit Gewalt. Und nur verliebtes zähes Blut im Herz geht nicht im Finster irr Und macht auch vor dem Klumpen Nacht nicht halt. Die Stunde stirbt wie in dem Wind die Frucht Es rollen die Äpfel dir vor die Füße am Weg, Augustwind bläst mit vollen, warmen Backen, Die Ähren stehen struppig, gelb und träg, Und Wolken wandern, wie Berge mit gläsernen Zacken. Mein Haus liegt dort unter den gläsernen Bergen Und atmet Menschen ein und atmet Menschen aus. Tage wie Riesen, Tage gleich den Zwergen Trafen sich oft um Mitternacht am Haus. Des Windes Fahne rauscht am Dach vorüber, Die Sommerstund' enteilt auf blauem Kahne, Die Gläserberge werden matt und trüber, Und keine Stunde, ob ich sie auch mahne,
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