Max Dauthendey - Weltspuk
Als sähst du in ein Buch hinein Als sähst du in ein Buch hinein, Und des blassen Papieres heller Schein Liegt dir im Gesicht, und bleich wie Stein Wird deine Stirn von des Buches Licht. So gehst du im Herbst den Weg, den hellen. Die Bäume stehen wie wächserne Zellen, Durchsichtig wie Körbe, lose geflochten, Vom Licht durchflackert an allen Stellen; Sie sind gleich Kerzen mit langen Dochten. Und bleich beschienen von fremden Schmerzen, Geht jeder unter den Bäumen hin, Bleich, als trägt er die Last von Eisen und Erzen, Und liest erblaßt des Lebens Sinn. Unsere Toten Nebel filtert um die Felderrunden, um die brachen, Und von Nebeln wird das Fenster grau umwunden. Die sonst nur in unsern Träumen nachts am Bett erwachen, Unsere Toten, die des Hauses Ausweg leis gefunden, Kommen Herbsttags mit den Nebeln in die Türen, in die Stunden. Unsere Toten, die nur lächeln, nicht mehr lachen, Wollen jetzt im Grauen abgebrochene Gespräche weiterführen, Wollen mit den Nebeln Wangen und dein Kinn an rühren. Ihre Arme sind Gedanken, und du kannst die Toten näher spüren, Näher jetzt als damals, wo sie noch vom gleichen Glase mit dir tranken Alle Toten können ohne Ende, liebend die Geschlechter führen, Und sie gehen aus und ein, wie die Nebel durch geschlossene Türen. Die Wolken standen wie Versteinerungen Die Wolken ständen wie Versteinerungen, Als war der Herbst jetzt auch in sie gedrungen, Sie hielten sich nicht lebend mehr umschlungen. Sonst schwämmen sie wie Vögel freigelassen, Jetzt standen sie erstarrt, gleich stillen Gassen, In denen Kopf an Kopf ergraute Leute saßen. Senkrechte Pappeln in die Wolken schauten, Die sich vor der bewölkten Stille grauten Und sich mit keinem Blatt zu zittern trauten. Als ging ein Würger, der die Wolken tötet, Hat keine in dem Abend sich gerötet; Der Himmel schien mit grauem Blei gelötet. Von allen Wolken rührte sich nicht eine. Sie hingen wie erhängt an langer Leine, Wie tausend Tote gelb im Abendscheine. Und keine Schwalbe in die Wolken jagte,
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