Max Dauthendey - Weltspuk

Schwertlilienkraut fiel um, sein Grün verblich; Und von metallnen Wolken eng begrenzt Ein Stückchen Blau sich wie ein Auge regt, Ein blauer Blick, der sich zum Wasser schlich. Manch Wolke, wie ein Drache wild beschwänzt, Mit grauem Leib den blauen Fleck durchfegt. Und unter Wolken treffen Menschen dich, Denen die Lieb' den Sommer neu ergänzt, Daß ihn kein Herbst aus ihrem Auge schlägt, Denen das Leben dann wie nur ein Tag verstrich. Ein paar Raben schieben zur Stadt herein Ein gilbender Weinberg steht vor der Tür, Ein paar Raben schweben zur Stadt herein; Wolken und Berge sind draußen allein. Wie schwarze Lettern ich die Raben spür', Die Dunkel dem Himmel ein Zeichen geben; Als wird ein neuer Satz geschrieben Von Gedanken, die nur das Dunkel lieben, Vom Herbst, der bei den Bergen gelandet, Vom stockenden Kahn, der am Ufer versandet, Ein Satz ohn' Glanz und ohne Wahn, Den auch keiner zu Ende denken kann; Und nur der Liebende zieht seinen Regenbogen Auch um den Satz, der mit den Raben in die Stadt eingezogen. Und über den Steinen stolzieren die Raben In grasgrünen Hainen ist Rauschen und Greinen, Der Wind geht als Dichter im Feld singend um, Und nur's Erdland liegt todstill und stumm. Der Himmel ist rauschend ein hellblauer Fluß, Dran der Acker als Ufer grabstill liegen muß. Der Erdrachen will alle Toten begraben, Das wandernde Lachen, das wandernde Weinen, Und über den Steinen stolzieren die Raben. Herbstraben Herbstraben sammeln sich in den Bäumen, Als ob schwarze Lappen die Äste säumen. Herbstraben bellen, die Äcker schallen, Die Raben schwarz aus den Baumkronen fallen. Sie jagen wie Furten entlang an den Hügeln Und tragen die Winternacht auf den Flügeln. Sie streichen verhebend rund um das Haus, Sie stoßen knarrende Schreie aus, Als ächzten im Berg unsichtbare Türen,

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