Max Dauthendey - Weltspuk
Herbstnachmittag Die Nachmittagsonne muß golden verstauben Ums Glas einer Schale voll weingelber Trauben, Voll rotblauer Zwetschgen und Nüssen holzbraunen; Der Goldstaub spielt drüber mit tanzenden Launen. Es haschen sich Stäubchen, aufglühend im Licht, Hinschwebend verliebt und ohne Gewicht. Die Traube mit zündendem Saft in den Beeren Blitzt Blicke und Feuer hell aus der Schale. Und im tiefen Haus, aus entferntestem Saale, Dringt enthüllt ein Lied von Lust und Begehren; Ein Lied, das licht durch die Mauern steigt, Leicht wie ein Stäubchen auffliegt, sich zeigt, Das wie die Traube die Lippe lockt Und plötzlich hinter den Mauern stockt. Heute in der Nacht Heute in der Nacht hört' ich auf den Gartenwegen allen Die Kastanien, die aus ihren Bäumen fallen, Auf den Gartenboden prallen, als ob Schritte weiterspringend hallen. Heute in der Nacht stand der Mond als Wanderer am Tor, Kam wie einer hergekrochen, der da draußen auf den Stoppeln fror, Hat nach kaltem Tod gerochen, und ich fuhr empor. Heute in dem Morgen dacht' ich wohlgeborgen: geht der Mond in Scherben, Mögen die Kastanienbäume ihre Früchte müd der Erd' vererben, Herbst kann nichts bei Tag und Nacht zwischen dir und mir verderben, So die Lippen meine immer warm um deine Lippen werben. Im Weinberg Im Weinberg in braunen verdorrten Lauben Leuchten die goldgelben Beeren der Trauben, Und bei den Weinstöcken, die sich farbig malen, Stehen die Nebel gleich gläsernen Schalen. Und die Berge klingen in allen Talen, Als ob dort Geister die Glasbecher schwingen, Unsichtbare Zecher, die den Durst nie bezwingen Und die Liebe, den Rausch aller Räusche, besingen. Die gelb und roten Dahlien spiegeln sich Die gelb und roten Dahlien spiegeln sich Im flachen Wasser, das im Parkgrün glänzt; Die Luft ist wie das Wasser unbewegt. Die Seele allen Bäumen längst entwich, Sie stehen nur noch unbewußt bekränzt; Das Uferbild sich matt zum Spiegel legt.
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