Max Dauthendey - Reliquien

Er sieht mich wartend an mit leeren Augen. Ich komme fast erwürgt an ihm vorbei. Dann, als ich Haus und Straße längst verlor, Erst weit fort, wußte ich, das war der Mensch, Dess Herz ich brach. Er wollte einzig eine Träne nur, und alle Herzen wollten eine Träne, Sie alle warten seit Jahrhunderten. Allein in hoher Wohnung lebte ich mit meiner Laute, Und wie die freien Töne trug ich frei mein Haupt. Ein kühler Abend war im kühlen Haus, Sehr fern vom Erdreich lagen meine Räume, Ich spielte selbstzufrieden meine Laute Und wußte, daß es keine Menschen gab. Ich ging durch meine Zimmer, lauschte auf mein Lied, Und meine Lieder sprachen stets von mir. Es klopfte an die Scheiben meiner Tür, Ich wußte: vor der Flurtür stand ein Mensch, Ais Freund klopfte der letzte Mensch an meine Tür. Es klopfte heftig wieder und es rief.

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