Max Dauthendey - Rennewart - Raubmenschen

Zimmer aufschließen wollte, um die Nacht hindurch den Phonographen singen zu lassen, fand ich das Schloß erbrochen – der Phonograph, der Film, der Liegestuhl und der Tisch waren aus dem leeren Haus gestohlen. Ich erhielt trotz aller Mühen nichts wieder zurück. So wurde ich gewaltsam aus dieser furchtbaren Geisterwelt erlöst. Raubmenschen haben mir eine Geliebte in Mexiko geraubt, Raubmenschen haben mir eine geliebte Geisterwelt in Europa geraubt. Jene Raubmenschen verfluche ich mein Leben lang, diese muß ich mein Leben lang segnen. Der Raubmensch, der der jungen Österreicherin die Ehre nahm, und der Raubmensch, der Orla tötete, und der Raubmensch, der mir Hannas Stimme und Hannas Bild stahl, sie alle drei sind im Grunde eine und dieselbe Seele in drei verschiedenen Verkörperungen; sie sind die Seele aller Vernichtung, die bald Böses, bald Gutes ausrichtet, die Seele des Todes, die aber im Grunde in nichts verschieden ist von der Seele des Lebens. Dieses zu erfassen wird nur dem möglich sein, den jemals beides – höchstes Leben und grausamste Vernichtung – abgründig erschüttert.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjA3NjY=