Max Dauthendey - Lusamgärtlein
Und um ihre Bilder gleiten die Schwäne. Als riefe einer sie Schlafwandelnd stumm herauf, Als öffnet sich der Sehnsucht selbst die Wassertiefe, Biegen sich über die großen Blätter, die regungslosen, Weitaufgeschlagen in Tagen und Nächten, die Rätselrosen. Und auch den Äckern gingen Augen auf Und auch den Äckern gingen Augen auf. Kornblumen, die stahlblauen, stummen, Betrachten wie Augen der Sonne Lauf. Ihre Farbe ist ehrfürchtig und tief. Sie wohnen ernst auf den Ackerkrumen, Die blaue Ruhe sie aus der Erde rief; Der Himmel stückweis auf der Erd' einzieht Und grünende Ähren über ihm summen, Und eine Kornblum' der andern wie Aug' ins Auge sieht. Johannisfeuer Auf den Bergen reiten Feuer, Werfen sich wie Ungeheuer In die Nachtluft, in den Raum; Flammen stehen hell als Baum, Rote Flügel sich entfachen, Aus den Bergen fliegen Drachen, Nichts hält mehr den Berg im Zaum. Flammen sich wie Lieder wiegen — Sonne hat die Nacht erstiegen.
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