Max Dauthendey - Lusamgärtlein
Das ewig ungeduldige Herz ist längst vor jeder Blüte wach, Erzählt und ruft den Abendnebeln nach, Und seine Sehnsucht laut der Liebe Nest aus nichts aufbaut. Vorfrühling Wir standen heute still am Zaun von einem fremden Garten, Sah'n hin und sah'n das Wintergras am Teich auf Sonne warten. Im Wasser lag verjährtes Laub gleichwie auf Glas, Am Ufer saß ein Büschel Veilchen jung erblüht im gelben Gras, Und frisches Lilienkraut wuchs grün bei Tuffsteinblöcken, Am Himmel oben gingen Wolken jugendlich in weißen Röcken. Wie wenig Welt tut schon den Augen gut! Nur ein paar Atemzüge lang hat's Herz dort ausgeruht, Nur ein paar Augenblicke tat es säumen ... Wir sind doch alle in den weiten Lebensräumen Zaungäste nur bei Wünschen und bei Träumen. Die Veilchenzeit wird mir Liedermeister Die welschen Bildergedanken verwehen, Wenn du und ich auf den Hügeln in Franken An der Landstraß' dem Märzwind entgegenstehen. Mehr als goldne Pagoden gilt Heimatgras. Wenn über den kühligen Vorfrühlingsboden Die Düfte der Veilchen umgehen wie Geister, Nicht länger ich dann mehr die Fremde begehre, Nicht Tropenerde, die feuerbergschwere, Die Veilchenzeit wird mir Liedermeister.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjA3NjY=