Max Dauthendey - Singsangbuch - Liebesgedichte
Zieht jemand dich am Rock zurück. Bald bist du tot, weißt's ganz bestimmt, Wenn niemand dir die Sehnsucht nimmt. Ach, Lippen, haltet kaum Rast Es quillt aus dem Abend hervor Der Kräuter und Gräser Geruch, Als duften Sträuße verdorrt In einem uralten Buch. Beim Weg am Berg empor Dunstet das Heu gemäht, Rauscht eine Sense noch spät, Und Wolke bei Wolke lauscht. Im Garten am Pflaumenbaum Schütteln zwei Haube am Ast. Ja, ein Sommer ist bald verpraßt. Ach, Lippen, haltet kaum Rast, Und küßt auch noch im Traum. Mein Herz fährt auf, das dort im Monde saß Das Gras ist feucht, der Mond hängt angebrochen, Und sengend drängt er durch den Lindenbaum, Bleibt auf den Blättern schwer und schlafend liegen, Daß sich die Zweige unterm Monde biegen. Der Duft, aus allen Blüten schwer entstiege, Wirft Unruh in die Luft; Wird Seufzen, das sich stumm bezwingt,
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