Max Dauthendey - Singsangbuch - Liebesgedichte
Die Tauben, die fliegenden Fächer, Sie flattern zur Brut in die Zelle. Der Abend, wie dunkle Ratten, Kommt ohne Laut und Rauschen, Er stiehlt dir den Freund, deinen Schatten, Und macht dich argwöhnisch lauschen. So zwang der Juli die Halm' Auf jeder Wiese zu Heu, Vom verliebtesten Frühlingsqualm Bleibt noch der Duft dir treu. O Mädchen, glaube dem Liede Weine nicht, weine nicht wieder, Uralter Frühling kommt bald. Dann nisten in Wolken die Lieder, Dann unter den nickenden Bäumen Säumen Blumen Verliebten die Wege, Bis in den zufriedenen Wald. Dort sitzt das Glück im Gehege, Und das Glück ist blind und taub. O Mädchen, glaube dem Liede: Auch die Träne wird einmal zu Staub. Die Leute sehen mich lichterloh Bisher war der Tag eine Leier von Stunden, Hast mir des Augenblicks Wollust erfunden. Von dir ward ich erst zur Welt gebracht,
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