Max Dauthendey - Singsangbuch - Liebesgedichte

Und lab' mich dran, wie Moses froh, Als er kam zum gelobten Land Verdurstet aus dem Wüstle. Wen köstlich liebt ein schönes Weib Wen köstlich liebt ein schönes Weib, Dem hängt sie ihre Schönheit an, Die Luft wird wonnig um den Mann, Aufrecht und stolz auch blüht sein Leib. Denn über seine Schultern hin Schaut stets unsichtbar ihr Gesicht, Mit wem der so Geliebte spricht, Dem wird gar festlich auch zu Sinn. Es strahlt, wer eine Schöne liebt, Verschont den Freunden und der Welt, Weil Lieb' mit nichts zurück mehr hält, Auch's Schönsein dem Geliebten gibt. Schatten am Herzen So bin ich denn hin in die Welt gegangen, In den Herbst, wo die Winde sich Blätter fangen, Und langen Nächten entgegen. Doch immer sah ich auf allen Wegen Ein Weib mit Blicken, mit bangen, Die blieben wie Schatten am Herzen mir hangen, Und fielen zur Erde wie weinender Regen.

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