Max Dauthendey - Singsangbuch - Liebesgedichte

Laß ich die Beer den andern stehn. Wie's zähe Harz aus Rinden tropft, Mein Herz die Poren mir verstopft, Daß jeder Blick voll Inbrunst bittet Und mit der Liebsten sich verkittet. Der Wald nicht große Worte dreht, Auf alter Erd sich's lautlos geht; — Mal wie dürr Laub, so dürftig ganz, Fällt aus den Händen jeder Kranz. Und voll Lichter ein Wagen Der alte Mond, der geht Durch den Fluß, den dunkeln. Siehst du's wie Ketten funkeln, Wo er im Wasser steht? Über die Steinbrücke jagen Rosse, eisenbeschlagen, Und voll Lichter ein Wagen, — Dort wird meine Freud fortgetragen. Mein Herz als Mond verkleidet Rühr' im Schlaf an deine Wangen, Hangen Tropfen an den Kissen, Du und ich allein nur wissen: Unser Sehnen hat vereint Heiß sich in den Schlaf geweint. Ach, mein Herz wie's liebt und leidet!

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