Max Dauthendey - Singsangbuch - Liebesgedichte
Die Turmuhr teilt die Stunden ein, Doch Lieb' will ohne Abend sein. Tage, wie Blätter still Oft halten sich Tage wie Blätter still, Der Himmel regnen nur regnen will. Als wären die Häuser ganz menschenleer, Es gehen die Menschen wie Schemen umher, Und einem Verliebten trauern die Ohren, Er horcht auf ein Lied hinterm Regen verloren. Der letzte Rest Eine leere Fahnenstange Sieht zum Regengrau hinauf, Dran zog ich als Trauerwimpel Gern mein nasses Sacktuch auf. Wie 'ne Henne gackst die Seele, Laut ausstoßend Schrei um Schrei, Und sie legt mir unter Schmerzen Täglich nur ein hohles Ei. Welke Rosen in dem Glase Runzelig wie alte Parzen, Ausgesogen wie an alten Mutterbrüsten welke Warzen. Dieses sind in meinem Zimmer Von der Sommerseligkeit Noch der letzte Rest und Schimmer —
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