Max Dauthendey - Der japanische Holzschnitt

29 Ukiyo-e. Vom japanischen Holzschnitt zum deutschsprachigen Text Reduktionstechnik beeinflusst. Altenberg nutzt die transkulturellen und intermedia­ len Bezüge, um im Medium Sprache, das sich in einer Krise befindet, neue literari- sche Ausdrucksmöglichkeiten zu generieren. Max Dauthendey hat seine Novellen aus dem Zyklus Acht Gesichter am Biwasee nach acht Holzschnittansichten der japanischen Landschaft verfasst. Dient der Holz- schnitt für diese Prosa als Vorlage und Inspirationsquelle, so verhandeln sie diese intermediale Beziehung doch auch inhaltlich, indem Zeichen in Holz geschnitten werden und es die Sprache und Zeichen der natürlichen Kunst zu decodieren gilt. Damit fokussieren Dauthendeys Japan-Novellen die Medialität und die codierten Darstellungen, die von den Künstler Harunobu und den Hiroshiges im 18. und 19. Jahrhundert in den Holzschnitten gestaltet wurden. Bei der Verwendung der japanischen Holzschnitte geht es den Malern und Dich- tern nicht darum eine exotische Dekoration oder Kulisse zu erschaffen und somit einem unreflektierten Exotismus zu verfallen, sondern darum, die kulturelle und sozialpolitische Funktionen des Mediums Holzschnitt für ihre eigenen künstleri- schen Belange fruchtbar zu machen. Das geschieht auf eine intermediale und trans- kulturelle Weise, weshalb sich für die Zeit von 1868 bis 1911 eine produktive Adap- tion japanischer Kunst bei europäischen Malern und Dichtern attestieren lässt. Anmerkungen 1 Dieser Abriss japanischer Geschichte findet sich detailliert dargestellt bei Zöllner (2009: 181ff) 2 Es gibt zuvor bereits vereinzelte Berichte von Europäern über dieses Land (Schmidhofer 2010: 24ff). 3 Der Begriff wurde durch den Sammler und Kunstkritiker Philippe Burty geprägt (vgl. Irvine 2013:30). Für einen differenzierten Überblick ist das Buch „Japonismus in der westlichen Malerei 1860–1920“ von Klaus Berger (1980) zu empfehlen. 4 Erste japanische Artefakte sollen bereits auf der Weltausstellung 1851 gezeigt worden sein. Ende der 1860er Jahre beginnt die japanische Regierung damit, die Weltausstellungen (z. B.1873 in Wien und 1876 in Philadelphia) zu nutzen, um japanische Kultur und Kunst zu präsentieren (vgl. Irvine 2013: 30). Nach Schmidhofer gibt es ab Mitte des 19. Jahrhunderts eine „explosionsartigen Begeisterung für alles Japanische“ und einen „enormen Boom an Japanreisen“ (Schmidhofer 2010: 27). Vgl. auch Schulenburg (2012: 29). 5 Nach Schmidhofer gibt es ab Mitte des 19. Jahrhunderts eine „explosionsartigen Begeisterung für alles Japanische“ und einen „enormen Boom an Japanreisen“ (Schmidhofer 2010: 27). Vgl. auch Schulenburg (2012: 29). 6 Linhart hat 2004 ein Forschungsprojekt zurDigitalisierung japanischer ukiyo-e Karikaturen von 1842– 1905 initiiert. Die Datenbank findet sich unter der Adresse http://ukiyoe.univie.ac.at (12. 01. 2015). 7 Häufig auch „Eisen“ geschrieben. 8 Für eine ausführlichere Darstellung vgl. Ekkehard Mays Artikel zum Haiku in Metzler Lexikon Lite- ratur (2007: 300). 9 In Altenbergs Gesamtwerk finden sich zahlreiche Anspielungen auf die französischen Autoren, so auch auf Victor Hugo und Joris Karl Huysman. 10 Nach Günther symbolisiert die asiatische Natur die Geborgenheit des „mütterlichen Schoßes“. Dieses Empfinden eröffnet sich dem Europäer in Europa nicht. 11 Auch Graf Hermann von Keyserling formuliert in seinem „Reisetagebuch eines Philosophen“ (1919), dassdiekünstlerischeNaturinJapandiekulturelleKunstmotiviert.DamitbekommtderjapanischeHolz- schnitteinenengenBezugzurNaturzugeordnet,wieesinvanGoghsGemälde DieKurtisane derFallist. 12 Schaffers attestiert Dauthendeys Zyklus. „Obgleich er in den Novellen eher ein Gegenbild der eigenen

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