Max Dauthendey - Weltspuk

Deine Hände reichst du nicht gern, sie sind fleischlos und milde, Und nur deine Augen folgen überall, wie die Augen von einem Bilde. Während die ändern um Lampen sitzen in der Sommernacht, Hat dir keine Lampe Licht in Die Kammern deiner Jahre gebracht; Und wie unter einem dunklen Baum stehst du verschwunden, Und kein neuer Wein im Glas kann dir wie die alten Weinjahre munden. Das Haus, das dich überlebt, sieht hoch zur geräumigen Nacht, Doch Du findest es fremd, seit du weißt, daß es nur für Lebende gemacht. Seit die Jahre und die Toten dich fortziehen von Giebel und Tor, Kommt dir das Haus wie ein Wirtshaus lärmend und kaltblütig vor. Und nur die Jahre, die dich zu den Toten langsam führen, Mußt du zuletzt noch als die besten Freunde spüren. Rote Rosen Du hast deine Hand noch nicht auf die Türklinke gelegt, Als dir durchs Türbrett der Rosen Brand schon entgegenschlägt. Die Rosen sind deinem Herzen näher als manches Wort, Sie geben ihr Glück in die Luft und halten doch vornehm das Prahlen zurück. Der Rose Seele will sich sanft zu dir setzen, Deine Augen haben und deinem Blut von Seligkeit schwätzen. Wer sie vor seinen Türen in kleinen menschengroßen Bäumen pflegt, Dem hat sich das Glück quer über die Schwelle gelegt; Denn die roten Rosen, die können für dich küren, Sie locken dir die Liebste durch verschlossene Türen. Und einmal steht das Herz am Wege still Häuser und Mauern, welche die Menschen überdauern, Bäume und Hecken, die sich über viele Menschenalter strecken, Dunkel und Sternenheer, in unendlich geduldiger Wiederkehr, Kamen mir auf den Hügelwegen in der Sommernacht entgegen. Nach der Farbe von meinen Haaren, bin ich noch der wie vor Jahren, Nach meiner Sprache Klang und an meinem Gang kennen mich die Gelände und im Hohlweg sie Felsenwände. Viele Wünsche sind vergangen, Die wie Sterne unerreichbar hangen, Und einmal steht das Herz am Wege still, Weil es endlich nichts mehr wünschen will. Der Welt Gesicht sind aller Welt Gesichter Die Welt hat kein Gesicht von greifbarer Gestalt. Vor einem Kind malt sie sich stolz und wie ein Held, Vor einem Greise ohne Durst, wie tausendjährig Holz so alt, Den Dummen quält die Welt stets kopfgestellt. Dem Kühlen und dem Stummen ist sie kalt versteint, Die Schwachen fühlen sich als Tränensack, der greint. Dem Trotzigen ist sie voll Mühlen, gegen die er ficht, Dem Gütigen stets wohlgemeint voll Schwergewicht,

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