Max Dauthendey - Weg zum Dichter

in seiner Kunst nichts durch Verbindungen, durch Empfehlungen, nichts durch das Erbe seiner Väter, nichts durch das Vermögen oder den Rang der Familie, er ist bloßgestellt, auf sich angewiesen, auf sich selbst beruhen müssend, aus seiner Unerfahrenheit heraus immer an sich selbst glauben müssend, immer ein einzelner, ein in und über den Dingen stehend Geborener, – ein weltferner Kamerad. Er muß drei Welten bewältigen: die Welt des äußeren Miterlebens, die Welt der inneren Beschaulichkeit und die Welt seiner geistigen Schöpfungen und soll sich immer in und über den Dingen behaupten. Und aus diesem ewigen «Von Natur aus anders sein müssen» als die anderen, daraus erwachsen dem jungen Dichter die Berge voll Dornen, und die Kammern des Lebens scheinen ihm oft mit Folterwerkzeugen angefüllt. Der Dichter ist auch nie alt und nie jung zu nennen. Er ist, so lang er lebt, Kind, Mann und Greis in einer Person. Die Kindernatur gibt ihm immer wieder neues Vertrauen zum Mitleben. Das Weltbetrachten und das «Über den Dingen stehen», das ihm angeboren ist, gibt ihm schon in jungen Jahren die Ruhe, die Tiefe und die Weisheit des Greises. Und seine Schöpfungen machen ihn zum tatkräftigen Mann, zum Erzeuger hoher ewiger Werte. Der Dichter wird innerlich fertig geboren. Er entwickelt sich innerlich nie. Sein Herz ist ein Diamant, der nicht feuriger und nicht blinder wird. Er ist von allen Menschen der Mensch, der im Gleichgewicht geboren wurde; in jenem Gleichgewicht, das die anderen erst durch Leben und Alter erlangen, oder es nie erlangen, aber diesem Gleichgewicht bewußt oder

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