Max Dauthendey - Sehnsucht

GESANG DER SINNE Rauchblau schweben Nelkenfelder, Wehe dunkle Irisnelken. Dunkle Blätter streut die junge Nacht, Warme Blätter in das herbe Grau. Dunkel erzblau tönen Wasserscheiben, Bleich gegossen die Fjorde, Kupferrothe Knospen streut der schwere Mond, Wohllustrothe Knospen in den strengen Thau. In die sanfte Frühlingsnacht schwingt plötzlich ernst der Gesang der Sehnsucht. GESANG DER SEHNSUCHT Weisswachend perlen Dolden Aus schneeblauen Dämmerungen, Mondgolden vom Lichte unmsungen Zerschmelzen Schatten und Stein. Weisswachend perlt ein Erkennen: In Erde, in Wolken, Im Grün, im Blauen Wallen, streiten, steigen, fallen Ebben und Fluten. Nicht einsam Du mMensch, Meertiefe, Schnee, Gestein, Ringen Jeder im Sonderkampf, Nicht Du nur in Wunden, In weiten runden schluchzen Welten, Und Du mit Allen im wehen Verein. Deinem Sehnen Linderung trinke An fremden Thränen, E r w ä r m t a m L e i d e d e s A l l s Z e r s c h m i l z t D e i n A l l e i n. Leise zerfliessen die brausenden harfen und Flöten. Das Gehirn sinkt in dunkle Ruhe.

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