Max Dauthendey - Schöpfungskraft

Leben und auf die Liebe sehen. Die Naturunschuld, die Naturweisheit und die Naturlust werden in ihm bis an sein Lebensende ungebrochen bleiben und werden seine Menschengestalt festlich auf Erden führen und aus ihm festlich wirken. Welch ein unerschöpflicher, unentdeckter und noch unangetasteter Reichtum dem Menschenleben dargeboten wird, wenn es sich nicht mehr von einem sogenannten höheren Wesen unterjocht fühlen wird und von keiner Erbsünde belastet, wenn es seine Kraft frei auf sein Ich, auf das Wohl der mit ihm Lebenden richtet – das zu ermessen, bleibt jedem Herzen gegeben, das sich aufmacht und sich als Schöpfer und Geschöpf fühlen will und das Leben als eine Festlichkeit ansehen will, – eine Feier von wirklicher und unwirklicher Welt, eine Feier der Vergänglichkeit und Unvergänglichkeit, ein unerschöpfliches Fest, bei dem jeder zugleich Festgeber und Gast ist, jeder in anderer Gestalt, jeder mit andern Tätigkeiten und Genußfähigkeiten, jeder in anderen Würden und anderen Wirkungskreisen, jeder den anderen feiernd und ihn als Kraft von seiner Kraft anerkennend, Menschen, Tier, Pflanzen und alle Dinge. Der Schauspieler, der bei der Festvorstellung des Lebens den König spielt, und der andere Schauspieler, der bei derselben Festvorstellung den Bettler machen muß, und

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