Max Dauthendey - Gedichte Heimatsehnsucht

Müde legte ich mich nieder auf den nächsten Berg, Wo kein Atemzug sich regte. Lange lag ich auf dem Stein Totenstill und ganz allein. Sagte mir: will mich niemals mehr von hier erheben, Will entsagen allem Leben. Und mein Geist zum Geiste klagte: Will hier liegen, bis mein inneres Auge sich gelichtet. Bis sich jener Baum aufrichtet Und mein Blick die Weisheit sichtet. Und ein Regen fiel auf meinen Leib, Und der Sturm erbrauste auf den Wegen, Und der Feuerwurm der Blitze sauste unter hellem Fegen Mir in meines Auge halbgewchloßne Ritze. Sehend ward ich durch des Feuers Hitze. Weiß nicht mehr, wie lang' ich dort gelegen Auf der harten Bergesspitze. Wolken flogen rund im Kreis, Wolken, die mich durch das Weltall zogen. Meinem Leibe wurde kalt und heiß. Sah die Erbe unter mir im Bogen kaum, Und zu Geist ward ich im Raum. Aber wo mein Herz am Berg gelegen, Stand mit reifer Krone groß ein Baum, Größer als die Zeit, Groß und breit wie die Ewigkeit.

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