Max Dauthendey - Das Iguanodon

stöhnte laut und hörbar, denn er wußte, jetzt würden seine Gäste fortziehen und alle Bewohner des Ortes sein Haus meiden. Und wer wußte es denn, ob nicht er und alle, die hier standen, bereits vom geheimnisvollen Choleratod gezeichnet waren? Es war aber gar nicht mehr so leicht, dem Ort des Schreckens zu entfliehen. Die Dampfschiffe weigerten sich, in Limone anzulegen, und das Schiff, das die Ärzte gebracht hatte, war das letzte gewesen, das die Landungsbrücke berühren wollte. In der Nacht, als der Mond, von einer dünnen Wolke in zwei Teile geteilt, über dem See und dem Monte Alto hing, stießen geheimnisvoll zwei Boote bei der Gartentüre des Gasthauses ab. In dem einen saß ich und ruderte Ulrike und unsere Koffer, da wir uns keinem Bootsmann vertrauen wollten. Im anderen Boot saßen die russische Generalin und der Mann der vor zwei Stunden gestorbenen Frau, der eine heillose Angst hatte und nicht einmal die Beerdigung seines toten Weibes hatte abwarten wollen. Dieses Boot ruderten die beiden Fischerknaben, da es schwer und mit den großen Koffern der Generalin beladen war. Während der ganzen Nacht ruderten die Boote lautlos Seite an Seite, und als wir die Bucht von Limone verlassen hatten, war in der Dunkelheit nichts mehr von diesem Ort bei uns als der säuerliche Duft der Zitronenfrüchte, der uns aus den Säulengärten in der milden Nacht über das Wasser noch nachkam, lockend und verführerisch, wie ein lebendes Wesen, das auf den Wellen wandern kann, ohne zu versinken. Aber der Scheinwerfer des Wachtbootes, der sonst die Nacht so unruhig machte, war in der Mondhelle, in welcher keiner zu schmuggeln wagte, auf der anderen Seite des Sees tätig, und er streifte drüben mit seinem

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